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29. Mai 2024 • Lesezeit: 6 Min

Doppelte Materialität im Überblick

Was hat es mit der doppelten Materialität in der Unternehmensberichterstattung auf sich? In unserem Beitrag erläutern wir nicht nur das Konzept der doppelten Materialität, sondern gehen auch darauf ein, wie es Unternehmen dabei hilft, ihre Berichterstattung zu optimieren und ein vollständigeres Bild ihrer ökologischen und sozialen Auswirkungen zu zeichnen. Doppelte Materialität ist ein zentrales Konzept im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Es unterstützt Unternehmen dabei, nicht nur ökonomische, sondern auch soziale und Umweltaspekte in ihre Berichte zu integrieren. Durch die Betrachtung dieser doppelten Dimension können Unternehmen ein umfassendes Bild ihres gesellschaftlichen und ökologischen Fußabdrucks vermitteln. Diese ganzheitliche Herangehensweise ermöglicht es Unternehmen, transparent über ihre Aktivitäten zu berichten und gleichzeitig ihr Engagement für Nachhaltigkeit zu demonstrieren. Erfahren Sie, wie die Berücksichtigung von Außen- und Innenwesentlichkeit Unternehmen dabei hilft, ein vollständiges Bild ihrer ökologischen und sozialen Auswirkungen zu zeichnen, warum doppelte Materialität Transparenz und Vertrauen stärkt und wie sie zur langfristigen Nachhaltigkeit und zum Geschäftserfolg beiträgt.

Kurzfassung: Alles zur Doppelten Materialität

Die doppelte Materialität, ein zunehmend wichtiges Konzept in der Nachhaltigkeitsberichterstattung, integriert sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Faktoren. Unternehmen berücksichtigen dabei nicht nur ihre finanziellen Interessen, sondern auch die wesentliche Auswirkung ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft (Impact Materiality) und die Rückwirkungen auf das Unternehmen (Financial Materiality). Ursprünglich aus der Corporate Social Responsibility (CSR) stammend, erweitert die doppelte Materialität dieses Prinzip, um umfassendere und detailliertere Berichterstattung zu ermöglichen.

Wesentlich sind zwei Perspektiven: die Außenwesentlichkeit (Financial Materiality) und die Innenwesentlichkeit (Impact Materiality). Der Outside-In-Ansatz (Financial Materiality) analysiert externe Faktoren und deren Auswirkungen auf das Unternehmen, während der Inside-Out-Ansatz (Impact Materiality) die unternehmerischen Einflüsse auf Umwelt und Gesellschaft betrachtet.

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wird die doppelte Materialitätsanalyse für viele Unternehmen verpflichtend. Betroffen sind große Unternehmen, die bereits der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) unterliegen, sowie alle anderen großen Unternehmen und kapitalmarktorientierte KMU, gestaffelt nach Unternehmensgröße und Kapitalmarktorientierung ab 2024 bis 2026.

Der Prozess umfasst mehrere Schritte: Festlegung des Scopes, Erstellung einer Longlist, Identifikation von Auswirkungen, Risiken und Chancen, Wesentlichkeitsbewertung und Zusammenstellung wesentlicher Themen. Unternehmen müssen Stakeholder einbeziehen und eine systematische Analyse durchführen, um ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu optimieren und den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Obwohl die doppelte Materialitätsanalyse komplex ist und erhebliche Ressourcen erfordert, bietet sie Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu verbessern und langfristig wettbewerbsfähig und widerstandsfähig zu bleiben.

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Doppelte Materialität: Definition und Hintergrund

Die doppelte Materialität, auch als doppelte Wesentlichkeit bekannt, ist ein Konzept, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dabei geht es darum, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen, indem sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Faktoren in Betracht gezogen werden. Dies bedeutet, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen finanziellen Interessen berücksichtigen, sondern auch die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft (Impact Materiality) sowie die daraus resultierenden Rückwirkungen auf das Unternehmen (Financial Materiality) selbst analysieren und berichten.

Der Begriff "doppelte Materialität" (double materiality) stammt ursprünglich aus dem Bereich der Corporate Social Responsibility (mehr zu CSR) und hat sich mit der Zeit weiterentwickelt, um den steigenden Anforderungen an Transparenz und Verantwortlichkeit in der Unternehmensführung gerecht zu werden. CSR konzentriert sich darauf, dass Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt erkennen und entsprechend handeln. Im Kontext der doppelten Materialität wird dieses Prinzip erweitert, um sicherzustellen, dass Unternehmen umfassender und detaillierter über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten.

Ein zentrales Element der doppelten Materialität ist die Berücksichtigung von zwei Perspektiven: der Außenwesentlichkeit/Financial Materiality und der Innenwesentlichkeit/Impact Materiality.

Die doppelte Materialität ist somit ein Schlüsselwerkzeug für Unternehmen, um ihre langfristige Nachhaltigkeit sicherzustellen. Sie hilft dabei, die Wechselwirkungen zwischen finanziellen und nicht-finanziellen Faktoren zu verstehen und in die strategische Planung einzubeziehen. Durch eine gründliche doppelte Wesentlichkeitsanalyse können Unternehmen nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht werden, sondern auch das Vertrauen ihrer Stakeholder stärken und ihre Position in einem zunehmend wettbewerbsorientierten und nachhaltigkeitsbewussten Markt verbessern.

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein integraler Bestandteil dieses Ansatzes, da sie systematisch ermittelt, welche relevanten Themen für das Unternehmen und seine Stakeholder von größter Bedeutung sind. Die konsequente Anwendung der doppelten Materialität ermöglicht es Unternehmen, ihre Berichterstattung zu optimieren und sowohl die Innenwesentlichkeit als auch die Außenwesentlichkeit in ihrer gesamten strategischen Ausrichtung zu berücksichtigen.

Überblick: Impact Materiality und Financial Materiality

Mit der Einführung der CSRD-Richtlinie gewinnen die Outside-In- und Inside-Out-Perspektiven an Bedeutung. Die CSRD gibt die Rahmenbedingungen vor, während die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) die Inhalte definieren, einschließlich der Aspekte der finanziellen und der Impact-Materiality.

Outside-In-Ansatz

Der Outside-In-Ansatz, auch Financial Materiality oder Außenwesentlichkeit genannt, konzentriert sich auf externe Faktoren und deren Auswirkungen auf das Unternehmen und dessen Geschäftsergebnisse. Dies umfasst die Erwartungen anderer Marktteilnehmer, Investoren, Stakeholder und Shareholder sowie relevante Rahmenbedingungen wie politische Regulierungen, Verfügbarkeit von Rohstoffen, Umweltrisiken und gesellschaftliche Entwicklungen wie demografische Veränderungen, Vielfalt, Migration und Gleichstellung. Bei der Outside-In-Perspektive werden auch die finanziellen Auswirkungen dieser externen Faktoren berücksichtigt, um Risiken und Chancen für das Unternehmen zu identifizieren.

Inside-Out-Ansatz

Der Inside-Out-Ansatz, auch Impact Materiality oder Innenwesentlichkeit genannt, betrachtet die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte und fokussiert sich somit auf den externen Einfluss des Unternehmens. Hierbei werden Themen wie der Beitrag des Unternehmens zur Umweltverschmutzung, Biodiversität und die Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption betrachtet. Zusätzlich werden die finanziellen Implikationen dieser internen Auswirkungen analysiert, um die langfristigen Risiken und Chancen für das Unternehmen zu verstehen und zu managen.

Durch die Kombination beider Ansätze können Unternehmen eine umfassende Wesentlichkeitsbewertung durchführen, die sowohl die finanziellen als auch die Impact-Materiality-Aspekte berücksichtigt. Dies ermöglicht eine fundierte und ganzheitliche Berichterstattung im Rahmen der CSRD-Anforderungen und den gemäß den ESRS.

Wesentlichkeitsanalyse leicht gemacht

Einfache Umsetzung der CSRD und Erfassung relevanter Daten in einem Tool

CSRD Tool

Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse

Mit Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den dazugehörigen ESRS wird die doppelte Wesentlichkeitsanalyse für betroffene Unternehmen obligatorisch. Der Zeitpunkt der Einführung der Berichtspflichten wird dabei gestaffelt und hängt von der Unternehmensgröße und der Kapitalmarktorientierung ab:

  • Für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 01. Januar 2024 beginnen, betrifft dies große Unternehmen, die bereits der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) bzw. dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) unterliegen.
  • Für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 01. Januar 2025 beginnen, betrifft dies alle anderen großen Unternehmen, die nicht unter die NFRD bzw. das CSR-RUG fallen.
  • Für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 01. Januar 2026 beginnen, betrifft dies kapitalmarktorientierte KMU, wobei ein freiwilliger Aufschub bis zum Geschäftsjahr 2028 möglich ist.

Schätzungsweise 15.000 Unternehmen in Deutschland werden nach und nach in den Anwendungsbereich der CSRD aufgenommen. Um die umfangreichen Anforderungen, die sich aus den vielen qualitativen und quantitativen Datenpunkten der ESRS ergeben, zu erfüllen, müssen Unternehmen rechtzeitig effiziente und robuste Berichterstattungsprozesse etablieren. Hierzu ist es wichtig, zunächst die wesentlichen Themen des Unternehmens zu identifizieren. Nur so können gezielt Lücken in den bestehenden Berichterstattungsprozessen erkannt, Verantwortlichkeiten definiert, IT-Systeme konfiguriert und Synergien genutzt werden. Daher ist es ratsam, frühzeitig mit der Identifikation der wesentlichen Themen zu beginnen, um genügend Zeit für die Definition, Implementierung, Feinjustierung und Dokumentation der Prozesse zu haben.

ESRS und die doppelte Materialität

ESRS 1 allgemeine Anforderungen enthalten detaillierte Richtlinien zur Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsprüfung, einschließlich einer Schritt-für-Schritt-Anleitung

Um eine umfassende Wesentlichkeitsbewertung durchzuführen, ist es wichtig, alle relevanten Interessengruppen zu erfassen. Betroffene Stakeholder sollten im Rahmen dieser Bewertung konsultiert werden. Gemäß ESRS kann die Natur dabei als 'stiller Aktionär' betrachtet werden. Es müssen die Bereiche der Auswirkungen bestimmt werden. Tatsächliche und potenzielle Auswirkungen sollten unter Berücksichtigung der von ESRS bereitgestellten Liste von Nachhaltigkeitsthemen sowie durch Konsultation betroffener Stakeholder und Experten identifiziert werden. Der Schweregrad der Auswirkungen wird beurteilt, indem das Ausmaß, die Tragweite und der Beständigkeit des Problems berücksichtigt werden. Ein Schwellenwert für die Berichterstattung über die Auswirkungen wird festgelegt. Über Auswirkungen, die den festgelegten Schweregrad überschreiten, muss gemäß den spezifischen Richtlinien für das jeweilige Thema berichtet werden. Die finanzielle Wesentlichkeit aller oben genannten Wirkungsbereiche wird bewertet und in Risiken und Chancen unterteilt. Schließlich wird ein Schwellenwert für die Berichterstattung über finanzielle Wesentlichkeit festgelegt. Dies hängt von der Wahrscheinlichkeit und dem Ausmaß der finanziellen Auswirkungen ab. Diejenigen, die den festgelegten Schweregrad überschreiten, müssen gemäß den spezifischen Richtlinien für das jeweilige Thema gemeldet werden.

Die EFRAG hat festgelegt, dass bestimmte Themen, wie sie in ESRS 2 Allgemeine Offenlegungen, ESRS E1 Klimawandel und spezifische Offenlegungen innerhalb von ESRS S1 Eigene Belegschaft beschrieben sind, für alle Unternehmen verpflichtend sind. Abgesehen davon wird von den Unternehmen erwartet, dass sie über alle Themen berichten, die sie im Einklang mit ihrer doppelten Wesentlichkeitsbewertung als wesentlich erachten. Für alle Themen, die als nicht wesentlich angesehen wurden, muss eine kurze Erklärung gegeben werden.

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Leitfaden_ESRS

So können Unternehmen die doppelte Wesentlichkeit umsetzen

Um das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit effektiv umzusetzen, sollten Unternehmen einen systematischen Ansatz verfolgen. Dies gewährleistet, dass sowohl die Außenwesentlichkeit als auch die Innenwesentlichkeit umfassend berücksichtigt werden. Der Prozess der doppelten Materialität kann in mehrere Schritte unterteilt werden, die auf einer gründlichen Wesentlichkeitsanalyse basieren.

Schritt 1: Festlegung des Scopes

Bevor mit der eigentlichen Wesentlichkeitsanalyse begonnen wird, ist eine systematische Untersuchung des Unternehmenskontexts erforderlich. Dazu gehört die Erfassung der Aktivitäten, Produkte und Dienstleistungen sowie der Standorte des Unternehmens und der gesamten Wertschöpfungskette. Relevante rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen, wie sektorspezifische Vorschriften, Medienberichte und Benchmarkings, sollten ebenfalls berücksichtigt werden. In diesem Schritt wird auch der Umfang und die Art der Einbeziehung von Fachexperten und Stakeholdern festgelegt. Es werden Vertreter der Stakeholdergruppen identifiziert und den entsprechenden Themenbereichen zugeordnet.

Schritt 2: Erstellung der Longlist

Die ESRS bieten eine Tabelle als Grundlage für die Erstellung einer Longlist potenziell wesentlicher Themen. Diese Tabelle gliedert die zehn von den ESRS abgedeckten Themenbereiche in Unterthemen (Sub-Topics) und Unterunterthemen (Sub-Sub-Topics) auf. Aufgrund der Verschiebung der Veröffentlichung sektorspezifischer Standards um zwei Jahre müssen Unternehmen diese Longlist durch individuell identifizierte branchen- und unternehmensspezifische Themen erweitern. Die Ergebnisse aus der Unternehmensanalyse im ersten Schritt können dabei hilfreich sein.

Schritt 3: Identifikation der Auswirkungen, Risiken und Chancen

Auf Basis der Longlist identifizieren die zuvor festgelegten und geschulten Fachexperten unternehmensspezifische kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen, Risiken und Chancen zu den einzelnen Themenbereichen. Quellen hierfür können frühere Wesentlichkeitsanalysen, das interne Risikomanagement oder Feedback aus Stakeholder-Dialogen sein. Wichtig ist, dass Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs) nicht nur im eigenen Betrieb, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette auftreten können. Die ESRS unterscheiden zwischen negativen und positiven sowie tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, und zwischen Risiken und Chancen. Diese Klassifizierung sollte direkt bei der Identifikation durch die Experten erfolgen, um spätere Missverständnisse zu vermeiden. Themen ohne zugeordnete IROs werden von der Liste gestrichen. Die resultierende Shortlist wird idealerweise durch eine erweiterte Stakeholdergruppe validiert.

Schritt 4: Wesentlichkeitsbewertung

Die Bewertung der Wesentlichkeit erfolgt anhand der von den ESRS für die spezifischen IROs festgelegten Kriterien. Tatsächliche negative Auswirkungen werden beispielsweise nach Ausmaß, Umfang und Beständigkeit bewertet, während bei potenziellen negativen Auswirkungen die Eintrittswahrscheinlichkeit hinzukommt. Um Objektivität zu gewährleisten und ein einheitliches Verständnis bei den Bewertern zu schaffen, sollten die Bewertungsmaßstäbe im Vorhinein präzise definiert werden. Basierend auf diesen Maßstäben werden Schwellenwerte für die einzelnen Kriterien festgelegt, die zur Identifikation wesentlicher IROs dienen. Es empfiehlt sich, Elemente, die knapp an der Wesentlichkeitsgrenze liegen, durch Fachexperten überprüfen und validieren zu lassen.

Schritt 5: Zusammenstellung wesentlicher Themen

Im letzten Schritt werden die als wesentlich identifizierten IROs den zugehörigen (Sub-/Sub-Sub-)Themen zugeordnet und deren Bewertungen aggregiert. Die Darstellung der wesentlichen Themen und IROs sowie das zu wählende Granularitätslevel bleibt dem Unternehmen überlassen, da dies nicht durch die ESRS vorgeschrieben ist. Aufgrund der komplexen Bewertungssystematik spricht vieles gegen die traditionelle Darstellung in Form einer Matrix, die oft zu einem Informationsverlust führt, und mehr für eine tabellarische Auflistung und Einordnung. Die aufbereiteten wesentlichen Themen sollten abschließend gemeinsam mit dem Management validiert werden.

Durch die konsequente Anwendung dieser Schritte können Unternehmen die doppelte Wesentlichkeit effektiv umsetzen. Dies hilft ihnen nicht nur, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern auch, langfristig wettbewerbsfähig und widerstandsfähig zu bleiben. Die doppelte Materialität bietet eine wertvolle Orientierungshilfe, um sowohl die Außenwesentlichkeit als auch die Innenwesentlichkeit systematisch und transparent in die Unternehmensführung zu integrieren.

Die doppelte Materialität als Schlüssel zur effektiven Nachhaltigkeitsberichterstattung

Ein Fazit

Der erhebliche Aufwand, der mit der Durchführung einer ESRS/ bzw. CSRD-konformen Wesentlichkeitsanalyse einhergeht, sollte keinesfalls unterschätzt werden. Diese Aufgabe stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Oftmals sind sich Unternehmen der Komplexität und Dringlichkeit dieser Analyse sowie der erforderlichen Ressourcen nicht bewusst und starten daher zu spät mit den notwendigen Vorbereitungen. Obwohl die Berichtspflicht für große Unternehmen, die bisher keinen nichtfinanziellen Bericht erstellen mussten, erst ab dem Geschäftsjahr 2025 greift, ist es ratsam, sich bereits jetzt intensiv mit ESG-Themen, den anstehenden Berichtspflichten und der Wesentlichkeitsanalyse nach ESRS auseinanderzusetzen.

Es ist entscheidend, bei allen Beteiligten und der Unternehmensleitung ein einheitliches Verständnis für die Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse zu schaffen, da diese den gesamten Berichterstattungsprozess beeinflusst. Es empfiehlt sich, frühzeitig Verantwortliche zu definieren und zentrale Fragen zu klären, wie die Nutzung interner und externer Quellen, den geplanten Zeitaufwand sowie die verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen.

Durch eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit diesen Schritten bleibt ausreichend Zeit, um auf unvorhergesehene Herausforderungen wie mangelnde Kooperationsbereitschaft der wichtigsten Stakeholder, unklare Skalendefinitionen oder unterschiedliche Detaillierungsgrade der identifizierten Risiken und Chancen angemessen zu reagieren und den Prozess kontinuierlich zu steuern. Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse können genutzt werden, um eine detaillierte Gap-Analyse durchzuführen und darauf basierend – wie von den ESRS vorgesehen – Strategien, Maßnahmen und Ziele für die jeweiligen Themen zu entwickeln.

Trotz des hohen Aufwands und der notwendigen zusätzlichen Ressourcen sollte die Wesentlichkeitsanalyse als Chance gesehen werden. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu verbessern und langfristigen Erfolg zu sichern. Die doppelte Materialität, die sowohl die finanzielle als auch die Impact-Wesentlichkeit berücksichtigt, ist dabei der Schlüssel zu einer effektiven und umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Diese Faktoren beeinflussen Unternehmen maßgeblich bei Planung und Umsetzung der gesamten Nachhaltigkeitsstrategie und tragen dazu bei, dass Unternehmen nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern auch proaktiv auf gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen reagieren können.

FAQ

Doppelte Materialität ist ein Konzept, das Unternehmen dazu anregt, sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Aspekte in ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen. Es umfasst die Analyse, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG-Risiken) die finanzielle Performance beeinflussen, sowie die Bewertung der Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf Umwelt und Gesellschaft. Dieses Konzept gewinnt zunehmend an Bedeutung durch regulatorische Vorgaben, wie die EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung und die CSRD. Es fordert Unternehmen auf, eine umfassendere Sichtweise zu entwickeln, die sowohl ihre Verantwortung gegenüber Stakeholdern als auch die strategischen Vorteile nachhaltiger Praktiken berücksichtigt.

Der Hauptunterschied zwischen einfacher und doppelter Materialität liegt in der Betrachtungsweise von Informationen. Einfache Materialität konzentriert sich ausschließlich auf finanzielle Aspekte, die für Investoren relevant sind, und untersucht, wie ESG-Risiken die finanzielle Leistung eines Unternehmens beeinflussen. Doppelte Materialität hingegen erweitert diese Sichtweise, indem sie sowohl die finanziellen Auswirkungen von ESG-Risiken auf das Unternehmen als auch die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft berücksichtigt. Dies bedeutet, dass Unternehmen sowohl ihre finanziellen Ergebnisse als auch ihre Verantwortung gegenüber Stakeholdern und gesellschaftlichen Belangen in ihren Berichten darstellen müssen.

Die Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse unter Berücksichtigung der doppelten Materialität umfasst mehrere Schritte. Zunächst werden die Ziele und der Umfang der Analyse definiert, gefolgt von der Identifizierung und dem Engagement relevanter Stakeholder, um deren Perspektiven und Erwartungen zu erfassen. Anschließend erfolgt die Identifikation potenziell wesentlicher Themen, gefolgt von deren Bewertung und Priorisierung in Bezug auf finanzielle und nicht-finanzielle Relevanz. Die Ergebnisse werden dokumentiert und in die Nachhaltigkeitsberichterstattung integriert, während regelmäßige Überprüfungen sicherstellen, dass die Themen aktuell bleiben. Dieser Prozess fördert ein umfassendes Verständnis relevanter Fragestellungen und unterstützt die strategische Ausrichtung auf nachhaltige Praktiken.

Eine Wesentlichkeitsanalyse sollte regelmäßig alle 1 bis 3 Jahre durchgeführt werden, um sich ändernde Bedingungen und Stakeholder-Erwartungen zu berücksichtigen. Sie sollte auch aktualisiert werden, wenn signifikante Veränderungen im Geschäftsumfeld auftreten, wie Fusionen, neue Produkte, Änderungen in der Unternehmensstrategie oder bedeutende gesellschaftliche Ereignisse. Zudem sollte Unternehmen regelmäßiges Feedback von Stakeholders erhalten und diese Rückmeldungen in die Analyse einbeziehen. Idealerweise wird die Wesentlichkeitsanalyse in den jährlichen Planungsprozess integriert, um aktuelle Erkenntnisse in strategische Entscheidungen zu überführen. Insgesamt sorgt eine proaktive und flexible Herangehensweise dafür, dass Unternehmen auf neue Risiken und Chancen effektiv reagieren können.

Um sicherzustellen, dass alle relevanten Stakeholder in die Wesentlichkeitsanalyse einbezogen werden, sollten Unternehmen zunächst eine umfassende Stakeholder-Identifikation durchführen, um Gruppen wie Mitarbeiter, Kunden, Investoren und NGOs zu erfassen. Diverse Beteiligungsformate, wie Umfragen, Interviews und Workshops, fördern eine breitere Teilnahme und berücksichtigen verschiedene Perspektiven. Transparente Kommunikation über den Prozess und dessen Bedeutung sowie kontinuierliche Feedbackmechanismen sind entscheidend, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen. Zudem sollte der Stakeholder-Input in die strategischen Entscheidungen des Unternehmens integriert und die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse klar kommuniziert werden. Schließlich ist es wichtig, Vielfalt und Inklusion zu berücksichtigen, um auch weniger hörbare Stakeholder-Gruppen anzusprechen.

ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) sind entscheidend für die doppelte Materialität, da sie sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Aspekte eines Unternehmens berücksichtigen. Sie ermöglichen eine umfassende Risikobewertung, indem sie aufzeigen, wie Umwelt- und Sozialrisiken die wirtschaftliche Performance beeinflussen. Zudem stärken sie die Rechenschaftspflicht gegenüber Stakeholdern und erfüllen die wachsenden Anforderungen von Investoren und der Gesellschaft bezüglich verantwortungsvoller Geschäftspraktiken. Darüber hinaus helfen ESG-Kriterien Unternehmen dabei, regulatorische Vorgaben einzuhalten und Wettbewerbs- sowie Innovationsvorteile zu erlangen. Insgesamt tragen sie dazu bei, dass Unternehmen ihre nachhaltigen Strategien effektiv umsetzen und kommunizieren können.

Impact Materiality konzentriert sich auf die Auswirkungen, die die Aktivitäten eines Unternehmens auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft haben. Im Gegensatz zur finanziellen Materialität, die den Einfluss externer Faktoren auf die finanzielle Performance betrachtet, analysiert Impact Materiality die positiven und negativen Effekte von Unternehmensentscheidungen auf Stakeholder und die Gesellschaft insgesamt. Dieses Konzept betont die Bedeutung der Stakeholder-Perspektive und fordert Unternehmen dazu auf, ihre Geschäftsmodelle so zu gestalten, dass sie nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten. Angesichts steigender gesellschaftlicher und regulatorischer Anforderungen gewinnt Impact Materiality immer mehr an Bedeutung, da Unternehmen dazu ermutigt werden, ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen transparent zu kommunizieren. Insgesamt fördert Impact Materiality eine ganzheitliche Sicht auf Unternehmensstrategien, die ökonomische, soziale und ökologische Werte miteinander verbindet.

Financial Materiality bezieht sich auf die Relevanz von Informationen, die die finanzielle Performance eines Unternehmens beeinflussen und für Investoren von Bedeutung sind. Sie analysiert, wie sich ESG-Risiken auf die Einnahmen, Kosten und den Gesamtwert eines Unternehmens auswirken können. Unternehmen sind oft gesetzlich verpflichtet, solche finanziellen Risiken offenzulegen, um Transparenz zu gewährleisten und informierte Investitionsentscheidungen zu ermöglichen. Financial Materiality ist zudem ein wichtiger Aspekt der doppelten Materialität, die auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten berücksichtigt. Insgesamt trägt die Berücksichtigung von Financial Materiality zur langfristigen finanziellen Stabilität und zum Vertrauen der Stakeholder bei.

Die Umsetzung der doppelten Materialität kann für Unternehmen mit mehreren Herausforderungen verbunden sein, darunter die komplexe Datenbeschaffung zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten sowie die Berücksichtigung vielfältiger und teilweise widersprüchlicher Stakeholder-Interessen. Die Integration dieser Konzepte in bestehende Prozesse erfordert oft umfassende Veränderungen, die auf Widerstand stoßen können. Zudem stellen sich häufig regulatorische Unsicherheiten und der Mangel an Fachkompetenz als Hürden dar. Eine effektive Messung nicht-finanzieller Auswirkungen kann ebenfalls schwierig sein, und die notwendige langfristige Perspektive steht häufig im Gegensatz zu kurzfristigen Unternehmenszielen. Diese Herausforderungen erfordern eine strategische Herangehensweise und gegebenenfalls erhebliche Anpassungen in den Unternehmensstrukturen.

Die Anwendung der doppelten Materialität bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, darunter eine umfassende Risikobewertung, die es ihnen ermöglicht, finanzielle und nicht-finanzielle Risiken besser zu identifizieren und zu steuern. Durch die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in Entscheidungen können Unternehmen fundierte und nachhaltige Strategien entwickeln, die ihre langfristige Stabilität fördern. Zudem stärkt die Berichterstattung über relevante Einflussfaktoren das Vertrauen der Stakeholder und ermöglicht positive Beziehungen zu Investoren, Kunden und der Gemeinschaft. Die Einhaltung regulatorischer Vorgaben wird ebenfalls erleichtert, was rechtliche Risiken minimiert und das Unternehmensimage verbessert. Insgesamt fördert die doppelte Materialität Innovation und eine langfristige Wertschöpfung, die sowohl dem Unternehmen als auch der Gesellschaft zugutekommt.

Es gibt mehrere spezifische Standards und Leitlinien, die Unternehmen bei der Umsetzung der doppelten Materialität unterstützen. Dazu gehören die Sustainability Accounting Standards Board (SASB), die branchenspezifische Leitlinien zur Identifikation wesentlicher ESG-Themen bieten, und die Global Reporting Initiative (GRI), die einen umfassenden Rahmen für die Berichterstattung über Umwelt-, Sozial- und wirtschaftliche Auswirkungen bereitstellt. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) fördern die Offenlegung sowohl finanzieller als auch nicht-finanzieller Aspekte im Rahmen der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Weitere wichtige Rahmenwerke sind die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD), die klimabezogene Risiken betont, sowie die integrierte Berichterstattung des International Integrated Reporting Council (IIRC), die eine Kombination von finanziellen und nicht-finanziellen Informationen anstrebt. Insgesamt helfen diese Standards, relevante ESG-Themen zu identifizieren und in die Unternehmensstrategie zu integrieren, wodurch Transparenz und Vertrauen bei Stakeholdern gefördert werden.

Die doppelte Materialität beeinflusst die Unternehmensstrategie erheblich, indem sie eine umfassendere Risikobewertung ermöglicht, die sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Risiken berücksichtigt. Dies stärkt die Stakeholder-Orientierung, da Unternehmen ihre Strategien an den Erwartungen von Kunden, Investoren und anderen Interessengruppen ausrichten müssen, um Vertrauen aufzubauen. Die Integration von nachhaltigen Praktiken fördert Innovationen und schafft somit Wettbewerbsvorteile. Zudem unterstützt die doppelte Materialität die Einhaltung regulatorischer Anforderungen und verbessert die Unternehmensreputation. Insgesamt trägt sie zur langfristigen Wertschöpfung bei, indem sie Unternehmen hilft, sich an sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen und Umweltbedingungen anzupassen.

Bei der Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse treten häufig Fehler auf, die die Effektivität der Analyse beeinträchtigen können. Dazu gehört eine unzureichende Einbeziehung relevanter Stakeholder, was zu einer unvollständigen Perspektive führen kann, sowie eine mangelnde Aktualisierung der Analyse, die dazu führt, dass wichtige Themen übersehen werden. Oftmals wird auch der Fokus zu stark auf finanzielle Aspekte gelegt, während nicht-finanzielle Faktoren vernachlässigt werden. Weitere häufige Fehler sind fehlende klare Zielsetzungen, übermäßige Komplexität der Methodik und unzureichende Kommunikation der Ergebnisse. Um diese Fehler zu vermeiden, sollten Unternehmen eine strukturierte, regelmäßige und transparente Herangehensweise entwickeln.

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